Umgangssprache vermeiden: sachlich und objektiv schreiben
Im Deutschen gibt es verschiedene Sprachausprägungen, z. B. die Standardhochsprache, Regionalsprachen sowie die Umgangssprache, die in alltäglichen Gesprächen genutzt wird.
Für wissenschaftliche Texte ist die Standardhochsprache oder Fachsprache die richtige Wahl. Umgangssprachliche Wendungen solltest du hingegen vermeiden. Auch eine objektive Haltung zeichnet eine gute wissenschaftliche Untersuchung aus.
Um objektiv zu schreiben, verzichte auf
- subjektive Übertreibungen,
- bedeutungsverstärkende und subjektive Begriffe,
- saloppe Wertungen und
- den Ausdruck persönlicher Begeisterung.
Vermeide Umgangssprache durch
- Füllwörter,
- Redewendungen und Metaphern sowie
- eine Rechtschreibprüfung
Übersicht der Regeln zur Vermeidung von Umgangssprache und Subjektivität
Kategorie | Korrekt | Falsch |
---|---|---|
subjektive Übertreibungen | Mithilfe des ehrgeizigen Plans des Firmenvorstands konnten die Ziele erreicht werden. | Der brennende Ehrgeiz des Firmenvorstands zahlte sich aus. |
bedeutungsverstärkende und subjektive Begriffe | Die zahlreichen Versuche führten zu abweichenden Ergebnissen. | Die vielen Versuche führten selbstverständlich zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. |
saloppe Wertungen | Dieses Vorgehen führte nicht zu den erwarteten Resultaten. | Dieses Vorgehen erwies sich leider als komplett sinnlos. |
Ausdruck persönlicher Begeisterung | Dieser Aussage kann aus Sicht des Autors zugestimmt werden. | Dieser Aussage kann aus Sicht des Autors von ganzem Herzen zugestimmt werden. |
Füllwörter | Auch wenn es Befürworter dieser Ansicht gibt, ist sie nicht zutreffend. | Auch wenn es anscheinend Befürworter dieser Ansicht gibt, ist sie sozusagen nicht zutreffend. |
Redewendungen und Metaphern | Das Experiment konnte erwartungsgemäß nicht zufriedenstellend beendet werden. | So kam es, wie es kommen musste: Das Experiment konnte nicht zufriedenstellend beendet werden. |
Inhaltsverzeichnis
- Subjektives Übertreiben mindert die Objektivität
- Bedeutungsverstärkende und subjektive Begriffe vermeiden
- Saloppe Wertungen wirken unsachlich
- Persönliche Begeisterung nicht im Text ausdrücken
- Auf Füllwörter verzichten
- Umgangssprache vermeiden durch den Verzicht auf Redewendungen und Metaphern
- Häufig gestellte Fragen
Subjektives Übertreiben mindert die Objektivität
Eine wissenschaftliche Arbeit sollte stets aus einer objektiven Sicht geschrieben werden.
Subjektive Wertungen solltest du vermeiden. Entsprechende Wörter werden eher in der Umgangssprache verwendet.
Subjektive Wertungen sind:
- miserabel,
- bestmöglich oder
- unschlagbar.
Auch wenn du eine eigene Meinung zu deinem Thema hast, solltest du den Gegenstand deiner Arbeit neutral untersuchen.
Bedeutungsverstärkende und subjektive Begriffe vermeiden
Auch Wörter, die eine Aussage verstärken oder subjektiv beeinflussen, verhindern eine objektive Auseinandersetzung mit deinem Thema.
Stattdessen kannst du Synonyme recherchieren, die keine Emotion oder Wertung widerspiegeln und nicht der Umgangssprache zuzuordnen sind.
Saloppe Wertungen wirken unsachlich
Wenn du einen Sachverhalt, eine Methode oder eine Situation in deiner Arbeit beurteilen oder einordnen möchtest, solltest du hierbei sachlich vorgehen und auf umgangssprachliche Ausdrücke verzichten.
Saloppe Wertungen sind nicht angebracht:
- Diese Antwort war verwirrend,
- ein Dialog mit dieser Gruppe bringt nichts oder
- das Material war völlig unbrauchbar
Stattdessen kannst du auf neutrale Wendungen zurückgreifen, etwa:
- Diese Antwort war nicht nachvollziehbar,
- ein Dialog mit dieser Gruppe wird voraussichtlich keinen Mehrwert bringen oder
- das Material erwies sich als nicht geeignet.
Persönliche Begeisterung nicht im Text ausdrücken
Ein Merkmal eines wissenschaftlichen Textes ist, dass die Auseinandersetzung mit dem Thema aus verschiedenen Perspektiven erfolgt und ein Ergebnis unvoreingenommen erschlossen wird. Der Ausdruck der persönlichen Begeisterung führt jedoch dazu, dass deine Aussage weder sachlich noch objektiv ist.
Hier zeigt sich zudem das Problem, das durch die Verwendung der Ich- oder Wir-Form entstehen kann: Eine neutrale Haltung einzunehmen und diese auszudrücken kann deutlich schwerer sein, wenn durch die Nutzung von Personalpronomen auf eine persönliche Bindung hingewiesen wird.
Weitere Beispiele zur objektiven Ausdrucksweise
Korrekt | Falsch |
---|---|
Das beste Ergebnis erreichte in diesem Test die dritte Teilnehmerin. | Das absolute Spitzenergebnis erreichte in diesem Test die dritte Teilnehmerin. |
Es ist unerlässlich, dieses Thema intensiv zu diskutieren. | Es ist wichtig, dieses Thema sehr intensiv zu diskutieren. |
Dieses Produkt ist eine gute Alternative auf dem stark umworbenen Markt. | Unbestreitbar ist unser Produkt die beste Alternative auf dem heftig umkämpften Markt. |
Der emotionale Auftritt wurde in zahlreichen Kritiken positiv erwähnt. | Dieser ergreifende Auftritt wurde logischerweise in vielen Kritiken zurecht gelobt. |
Auf Füllwörter verzichten
Füllwörter sind Wörter, die innerhalb eines Satzes keine Funktion haben und deinen Text unnötig ‚aufblähen‘. Häufig sind Füllwörter der Umgangssprache zuzuordnen. Du erkennst sie daran, dass der Satz auch ohne Füllwörter immer noch gut zu verstehen ist und die Aussage gleich bleibt.
Füllwörter sind z. B.
- anscheinend
- gewiss
- ja
- nämlich
- natürlich
- regelrecht
- relativ
- schon
- selbstverständlich
- sozusagen
- wohl
- ziemlich
Außerdem können Füllwörter den Eindruck vermitteln, dass du dir unsicher bist und nicht klar Stellung beziehen möchtest, da sie häufig eine Aussage relativieren.
Umgangssprache vermeiden durch den Verzicht auf Redewendungen und Metaphern
In einem wissenschaftlichen Text ist es nicht notwendig, einen Spannungsbogen aufzubauen oder möglichst kreative Formulierungen zu finden. Stattdessen ist der Stil nüchtern und klar, die Betrachtung soll distanziert und neutral erfolgen. Auf diese Weise steht die Aussage im Vordergrund.
Daher solltest du nicht auf Redewendungen oder Metaphern in der Umgangssprache zurückgreifen, denn so formulierst du nicht sachlich oder präzise. Vielmehr nimmt dein Text einen umgangssprachlichen Ton an.
Außerdem solltest du auf Diminutive (= Verniedlichungs- oder Verkleinerungsformen) von Wörtern verzichten wie Grüppchen, Zettelchen, Kindlein usw.
Weitere Beispiele zur sachlichen Ausdrucksweise
Korrekt | Falsch |
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Bei der Umsetzung trat ein schwerwiegendes Problem auf. | Natürlich trat bei der Umsetzung ein ziemlich schwerwiegendes Problem auf. |
Dieser Umstand hat einen nicht unmittelbar ersichtlichen Nachteil. | Dieser Umstand hat jedoch einen schlimmen Pferdefuß. |
Der Versuchsaufbau ist Anhang 3 zu entnehmen. | Der Versuchsaufbau ist dem Anhang zu entnehmen, nämlich Anhang 3. |
Hans Müller ist ein talentierter Konzertpianist. | Hans Müller ist ein Stern am Himmel der Konzertpianisten. |
Läufer 2 erreichte das Ziel sieben Minuten später. | Läufer 2 erreichte das Ziel regelrecht abgeschlagen sieben Minuten später. |
Häufig gestellte Fragen
- Was sind Füllwörter?
-
Füllwörter sind Wörter, die für die Satzaussage nicht notwendig sind und den Satz unnötig ‚aufblähen‘. Auch wenn du diese Wörter aus dem Satz streichst, ändert sich der Inhalt nicht. Häufig genutzte Füllwörter sind z. B. ‚ja‘, ‚nämlich, natürlich‘ oder ‚ziemlich‘.
- Wie formuliere ich sachlich und objektiv?
-
Um sachlich und objektiv zu formulieren, behalte stets die objektive Distanz zu deinem Untersuchungsgegenstand. So kannst du zu einem Forschungsergebnis kommen, das nicht durch deine eigene Meinung beeinflusst wird. Auch persönliche Begeisterung solltest du nicht ausdrücken.
- Wie vermeide ich Umgangssprache?
-
Um Umgangssprache zu vermeiden, versuche, auf subjektive Übertreibungen und Begriffe, bedeutungsverstärkende Worte, saloppe Wertungen, Füllwörter, Redewendungen und Metaphern zu verzichten.
- Was ist Umgangssprache?
-
Die Umgangssprache wird in alltäglichen Gesprächen verwendet. Für wissenschaftliche Texte solltest du auf die Standardhochsprache zurückgreifen.
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