Interviewleitfaden für deine Experten erstellen mit Beispiel
Wenn du ein Experteninterview für deine Bachelorarbeit führen möchtest, brauchst du einen Interviewleitfaden. Dort beschreibst du den genauen Ablauf des Interviews, um dich während des Gesprächs daran zu orientieren. Du kannst den Leitfaden auch deinen Interviewpartnern zukommen lassen, damit sie sich auf das Gespräch vorbereiten können.
Der Leitfaden ist eine kurze Zusammenfassung des Aufbaus deines Interviews und enthält die Fragen, die du stellen möchtest. Du solltest ihn im Anhang deiner Bachelorarbeit hinzufügen.
Wir zeigen dir die verschiedenen Formen des Experteninterviews, wie du die Fragen für dein Experteninterview formulierst und wie so ein Interviewleitfaden für deine wissenschaftliche Arbeit aussehen kann.
Verschiedene Formen des Interviews
Bevor du den Leitfaden erstellst, musst du dich entscheiden, welche Interviewform du verwenden möchtest. Interviewleitfäden werden bei qualitativen Interviews verwendet.
Dir stehen mehrere Möglichkeiten zur Auswahl:
Strukturiertes Interview
Ein strukturiertes Interview folgt streng einem Fragebogen, von dem du nicht abweichst. Die Antworten deiner Experten sollten in bereits vorgegebene Kategorien passen.
Unstrukturiertes Interview
Bei unstrukturierten Interviews können die Befragten möglichst frei erzählen und berichten. Außer der anfänglichen Erzählaufforderungen gibt es keinerlei Vorgaben oder Fragestellungen, die deine Gesprächspartner explizit lenken. Einen Leitfaden brauchst du dabei nicht.
Semistrukturiertes Interview
Bei semistrukturierte Interview werden die Befragten einerseits thematisch gelenkt, aber nicht eingeschränkt. Du überlegst dir im Vorfeld Fragen und planst im Leitfaden, wie du im Laufe des Interviews flexibel damit umgehst. Das semistrukturierte Interview wird auch als Leifadeninterview bezeichnet.
Narratives Interview
Das narrative Interview ermöglicht es, Teile der biographischen Daten oder Lebensgeschichten der Befragten zu erfahren. Die Befragten können ihre Erfahrungen völlig frei schildern, bis sie selbst ihre Erzählung beenden. Die interviewende Person stellt lediglich eine Eingangsfrage und kann im Anschluss Rückfragen stellen.
Problemzentriertes Interview
Im problemzentrierten Interview äußern die Befragten ihre Erfahrungen und Empfindungen zu einer konkreten Problemstellung. Es sind Ähnlichkeiten zum narrativen Interview zu erkennen. Auch hier können die Befragten nach der Einstiegsfrage zunächst frei erzählen. Die interviewende Person kann das Gespräch aber immer wieder zur untersuchten Problem- oder Fragestellung hin zurückführen, Unterbrechungen sind erlaubt.
Fragetechniken für das Experteninterview
Bei einem Interviewleitfaden wird zwischen offenen und geschlossenen Fragen unterschieden. Bei offenen Fragen haben die Befragten mehr Freiheit bei ihren Antworten, während geschlossene Fragen die Antwortmöglichkeiten einschränken.
Offene Fragen
Indem du offene Fragen stellst, lässt du den Befragten mehr Freiraum, über die Themen ihrer Wahl zu reden. Eine Unterscheidung lässt sich zwischen sachlichen Fragen und Meinungsfragen treffen.
Wenn du ein semistrukturiertes Interview führst, kannst du auf die Antworten der Befragten reagieren und Rückfragen stellen. Diese sollen die Befragten dazu anregen, mehr über das bereits Gesagte zu erzählen. Du solltest diese allerdings nicht zu oft stellen, damit die Befragten nicht das Gefühl haben, dass sie verhört werden.
Vorteile: Bei offenen Fragen können die Befragten bei ihren Antworten weiter ausholen und du erhältst eine Menge detaillierte Informationen.
Nachteile: Es kann passieren, dass die Befragten zu weit ausholen und du nicht genügend Zeit hast, um auf andere Fragen einzugehen.
Geschlossene Fragen
Geschlossene Fragen haben beschränkte Antwortmöglichkeiten, wie Ja oder Nein. Eine Form der geschlossenen Frage ist beispielsweise die Multiple-Choice-Frage.
Vorteile: Geschlossene Fragen ermöglichen spezifische Antworten. Die Interviews gehen in der Regel schneller und es kommt keine Langeweile bei den Befragten auf. Du kannst mehr geschlossene Fragen als offene Fragen stellen.
Nachteile: Die Antworten sind sehr beschränkt. Das kann auch die Befragten frustrieren, wenn sie das Gefühl haben, dass sie keine zufriedenstellende Antwort auswählen können. Außerdem sind bei geschlossenen Fragen nur die von dir vorgegebenen Antworten möglich, das kann die Wahrheit verfälschen.
Aufbau eines Interviewleitfadens
Sobald du dich für eine Interviewform entschieden und deine Fragen ausgearbeitet hast, kannst du anfangen, deinen Interviewleitfaden zu entwickeln.
Jeder Leitfaden ist anders, doch du kannst dich an diesem allgemeinen Aufbau orientieren:
- Einfacher Einstieg – Du führst in das Interview ein und beginnst mit einer Einstiegsfrage. Diese dient zur Auflockerung des Gesprächs und schafft eine Verbindung zum Hauptteil,
z. B. wie lange die Befragten sich schon mit dem Thema beschäftigt haben oder was zu ihren täglichen Aufgaben gehört. - Der Hauptteil – Hier finden sich deine Schlüsselfragen zu den einzelnen Themen. Diese können in Form von offenen und geschlossenen Fragen gestellt werden. Du kannst bereits eventuelle Rückfragen notieren, die du stellen möchtest.
- Rückblick – Du lässt deinen Interviewpartner eine letzte Frage beantworten und fasst das Interview nochmal kurz zusammen. Du bedankst dich für das Gespräch und die Unterstützung deiner wissenschaftlichen Arbeit.
- Ausblick – Du lässt deinen Interviewpartner wissen, was jetzt mit seinen Antworten passiert und ob er über den weiteren Verlauf und die Ergebnisse deiner Forschung informiert wird.
Interviewleitfaden Beispiel
Ein Leitfaden für ein Experteninterview über den Alltag eines Redakteurs in einem Radiosender könnte beispielsweise so aussehen:
Häufig gestellte Fragen
- Welche Fragen sollten im Experteninterview gestellt werden?
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Bei einem Experteninterview können offene und geschlossene Fragen gestellt werden. Offene Fragen ermögliche es Expertinnen und Experten eher, ihr Wissen mit der interviewenden Person zu teilen. Dennoch haben beide Fragetypen eigene Vor- und Nachteile.
Offene Fragen
Vorteile: Bei offenen Fragen können die Befragten bei ihren Antworten weiter ausholen und du erhältst eine Menge detaillierte Informationen.Nachteile: Es kann passieren, dass die Befragten zu weit ausholen und du nicht genügend Zeit hast, um auf andere Fragen einzugehen.
Geschlossene Fragen
Vorteile: Geschlossene Fragen ermöglichen spezifische Antworten. Die Interviews gehen in der Regel schneller und es kommt keine Langeweile bei den Befragten auf. Du kannst mehr geschlossene Fragen als offene Fragen stellen.Nachteile: Die Antworten sind sehr beschränkt. Das kann auch die Befragten frustrieren, wenn sie das Gefühl haben, dass sie keine zufriedenstellende Antwort auswählen können. Außerdem sind bei geschlossenen Fragen nur die von dir vorgegebenen Antworten möglich, das kann die Wahrheit verfälschen.
- Was ist wichtig bei einem Experteninterview?
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Bei einem Experteninterview geht es darum, Experten zu einem von dir ausgewählten Thema zu finden und ihnen Fragen zu stellen, die dich beim Beantworten der Forschungsfrage deiner Bachelorarbeit unterstützen.
- Wie viele Fragen sollte ein Interviewleitfaden enthalten?
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Wie viele Fragen ein Interviewleitfaden enthalten sollte, kann nicht pauschal beantwortet werden. Für eine Interviewdauer von 30-60 Minuten können 6 bis 9 Hauptfragen vorbereitet werden. Unter den Hauptfragen können weitere Nach- und Rückfragen notiert werden.
Oft geben die befragten Expertinnen und Experten den zeitlichen Rahmen vor, den sie für das Interview zur Verfügung stellen. Die Anzahl der Fragen kann dann der Interviewdauer entsprechend angepasst werden.
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