Confirmation Bias: Der Bestätigungsfehler und Beispiele

Der Confirmation Bias (auch Bestätigungsfehler genannt) ist unsere meist unbewusste Tendenz, auf die Informationen zu schauen, die mit der eigenen Sichtweise übereinstimmen. Wir fokussieren uns also selektiv nur auf das, was wir vorher schon geglaubt haben.

Dies kann zum Beispiel bedeuten, dass wir nach Informationen suchen, die mit unserer eigenen Meinung übereinstimmen. Es kann aber auch heißen, sich in einem Pool von Informationen nur auf diejenigen zu fokussieren, die die eigene Überzeugung bestätigen.

Confirmation Bias Beispiel
Du hast das Gefühl, dass Menschen an Montagen genervter sind als an anderen Tagen.

Allerdings suchst du montags selektiv nach Personen, die sehr genervt sind. Selbst wenn einige Menschen, denen du begegnest, gut gelaunt sind, fokussierst du dich auf diejenigen, die schlechte Laune haben und somit deine Vermutung bestätigen.

Unconscious Confirmation Bias in wissenschaftlichen Arbeiten

Der Confirmation Bias tritt größtenteils unbewusst (englisch: unconsciously) auf und ist somit ein ‚Unconscious Bias‘.

Confirmation bias

Ergebnisse von wissenschaftlichen Arbeiten werden durch den Bias verzerrt.

Beispiel: Verzerrung durch Unconscious Confirmation Bias
Bei Beobachtungsstudien kann es vorkommen, dass sich die Beobachtenden unbewusst nur auf das Verhalten fokussieren, das mit ihrer Hypothese übereinstimmt.

Bei einem qualitativen Interview kann es vorkommen, dass sich die Interviewenden nur auf den Teil des Gesagten fokussieren, der ihre Theorie bestätigt, während sie den Rest ignorieren.

Die Ergebnisse in den Beispielen spiegeln nicht die Wirklichkeit wider, sondern die eigenen, vorher festgelegten Einstellungen.

Beim wissenschaftlichen Arbeiten ist es jedoch wichtig, objektiv und unvoreingenommen zu sein.

Deshalb solltest du dir bewusst machen, wie der Confirmation Bias funktioniert und so versuchen, ihn zu verringern.

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Wo der Confirmation Bias auftritt

Der Confirmation Bias ist fast überall vorzufinden, wenn du darauf achtest.

Bereiche, in denen der Confirmation Bias auftritt
Bereich Erklärung
Wissenschaft Nur Informationen beachten, die die eigene Theorie oder Hypothese bestätigen
Befragungen Fragen auf eine Art und Weise stellen, sodass nur die gewünschte Antwort möglich ist

(zum Beispiel in Interviews oder Fragebogen)

Diskussionen Sich auf Argumente fokussieren, die die eigene Sichtweise bestätigen
Nachrichten Neuigkeiten und Sichtweisen berücksichtigen, die mit der eigenen Einstellung übereinstimmen
Wahrnehmung Die Informationen herausfiltern, die die eigene Wahrnehmung unterstützen

(Beispiel: Du hast dir ein neues Paar Schuhe gekauft. Auf einmal kommt es dir so vor, als würden viele Menschen die gleichen Schuhe tragen wie du.)

Wie der Confirmation Bias zustande kommt

Beim Auftreten des Confirmation Bias sind verschiedene Prozesse am Werk. Diese kognitiven Vorgänge sind meist unbewusst. Sie sorgen dafür, dass der Confirmation Bias auftritt oder sich verstärkt.

Prozesse Confirmation Bias
Prozess Erklärung
Selektive Suche Nur Informationen suchen, die die eigene Sichtweise unterstützen. Kein Zugriff auf Kanäle oder Quellen, die Gegenteiliges behaupten könnten
Fokus Selbst bei Zugriff auf unterschiedliche Sichtweisen: auf diejenigen fokussieren, die die eigene Meinung unterstützen. Mit den anderen wird sich nicht beschäftigt.
Gewichtung Im Wissen über unterschiedliche Argumente und Informationen diejenigen als bedeutsamer, relevanter oder besser deuten, die deine Sichtweise unterstützen.

Innerhalb eines Bereiches können diese Prozesse einzeln auftreten, meistens ist der Confirmation Bias jedoch auf mehrere Prozesse gleichzeitig zurückzuführen. Häufig besteht der Confirmation Bias also aus einem Zusammenspiel der unterschiedlichen Prozesse.

Beispiel: Prozesse des Confirmation Bias
Du bist der Meinung, dass Veganismus schlecht für die Gesundheit ist. Deshalb suchst du nach Informationen, wie sich eine vegane Diät auf die Gesundheit auswirkt.

Selektive Suche: Bei deiner Recherche wählst du gerichtete Suchbegriffe wie ‚Veganismus ungesund‘, anstelle von neutralen Formulierungen wie ‚Auswirkungen von Veganismus‘. Somit findest du fast ausschließlich Quellen, die deine Meinung bestärken.

Fokus: Deine voreingenommene Suche zeigt ein paar Ergebnisse, die die positiven Auswirkungen des Veganismus beschreiben. Diese Quellen ignorierst du größtenteils, und liest fast nur diejenigen, die deine Sichtweise bestätigen.

Gewichtung: Du liest zwei Studien. In Studie 1 wird darauf verwiesen, dass Veganismus bei falscher Ausführung negative Auswirkungen haben kann. In Studie 2 werden positive Effekte der veganen Diät beschrieben. Nur die erste Studie siehst du als bedeutend und relevant an.

Warum der Confirmation Bias ein Problem ist

Mehrere psychologische Studien haben gezeigt, dass Menschen vorrangig nach Informationen suchen, die ihnen am besten passen.

Beispiel: Psychologische Studie Confirmation Bias (Frey & Stahlberg, 1986)
Teilnehmenden wurde entweder gesagt, dass sie einen überdurchschnittlich hohen oder niedrigen IQ haben. Danach wurden ihnen unterschiedliche Texte vorgelegt, die die Validität von IQ-Tests entweder infrage stellten oder lobten.

Diejenigen, die gesagt bekommen hatten, sie hätten einen niedrigen IQ, fokussierten sich vornehmlich auf kritische Berichte über IQ-Tests. Andersrum sahen diejenigen mit einem scheinbar hohen IQ die lobenden Texte als wichtiger an.

Der Confirmation Bias kann gerade beim wissenschaftlichen Arbeiten problematisch sein. Denn in der Wissenschaft ist es wichtig, objektiv zu forschen. Nur so kannst du mit der Datenerhebung zu Ergebnissen gelangen, die die Wirklichkeit widerspiegeln.

Auch im Alltag und der politischen Sphäre kann der Confirmation Bias problematisch sein. Menschen tendieren dazu, ihre Meinung bestätigen zu wollen und Gegenteiliges selten zu akzeptieren. Deshalb sollten sich Diskussionen statt auf Meinungen auf Fakten stützen.

Beachte
Die Algorithmen der sozialen Medien verstärken den Confirmation Bias, da sie dafür sorgen, dass Menschen mit Inhalten in Kontakt kommen, die ihre Meinungen verstärken.

Deshalb solltest du versuchen, den Confirmation Bias zu erkennen. Hierbei ist es wichtig, sich die Prozesse des Confirmation Bias bewusst zu machen, um diese umgehen zu können.

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Den Confirmation Bias reduzieren

Auch wenn der Confirmation Bias überwiegend unbewusst stattfindet, solltest du gerade beim Schreiben einer Studienarbeit versuchen, ihn zu vermeiden. Hier sind einige Tipps, die dir dabei helfen können.

  1. Mache dir deinen Confirmation Bias bewusst
  2. Suche nach Informationen, die deine Meinung widerlegen
  3. Stütze deine Argumentation auf Fakten
  4. Sei offen für neue Sichtweisen

Schritt 1: Mache dir deinen Confirmation Bias bewusst

Mache dir bewusst, durch welche Prozesse der Confirmation Bias funktioniert. So kannst du versuchen, diese zu steuern, und dich bei jedem Prozess bewusst entscheiden, ihn zu umgehen.

Bei der Suche nach Informationen, beim Fokussieren auf bestimmte Argumente und bei deren Bewertung dieser kannst du so möglichst unvoreingenommen sein.

Schritt 2: Suche nach Informationen, die deine Meinung widerlegen

Wir tendieren dazu, nach Informationen zu suchen, die unsere bisherige Ansicht bestätigen. Um den Confirmation Bias zu vermeiden, solltest du genau nach den Informationen und Argumenten suchen, die deine Theorie oder Meinung widerlegen.

Diese gegenteiligen Beweise werden auch ‚disconfirming evidence‘ genannt. Du nimmst also, wie bei einem Gedankenexperiment, eine gegensätzliche Haltung an und versuchst, Argumente für diese zu finden.

Außerdem kannst du versuchen, deine Recherche so neutral wie möglich zu formulieren. Benutze dazu Suchbegriffe oder Aussagen, die nicht gerichtet sind.

Schritt 3: Stütze deine Argumentation auf Fakten

Gerade beim wissenschaftlichen Arbeiten solltest du dich auf Fakten stützen. Verlasse dich also nicht nur auf Erfahrungsberichte oder Meinungen, denn hier besteht die Gefahr, dass diese dem Confirmation Bias unterliegen.

Suche stattdessen nach Studien von verlässlichen Quellen, in denen genaue Daten angegeben werden (siehe auch: Quellenkritik).

Auch im Alltag ist es hilfreich, sich bei Diskussionen oder beim Bilden von Meinungen auf die objektive Faktenlage zu konzentrieren. Ansonsten kann es passieren, dass du nur deine eigene, vorher festgelegte Meinung zu bestätigen versuchst.

Schritt 4: Sei offen für neue Sichtweisen

Nimm bei der Argumentation und Datenrecherche eine unvoreingenommene Position ein und sei offen für neue Sichtweisen. Tue neue Meinungen nicht direkt ab, sondern versuche, die andere Sichtweise zu verstehen.

So verhinderst du, dass du unbewusst nur Dinge beachtest, die mit deiner Sichtweise übereinstimmen. Letzten Endes, wenn du eine gründliche, unvoreingenommene und auf Daten basierte Arbeit durchgeführt hast, ist es in Ordnung, deine Meinung zu ändern.

Diese Arten von Bias gibt es

Der Confirmation Bias ist eine Form von kognitiver Verzerrung.

Kognitive Verzerrungen sind systematische Tendenzen, die jeder Mensch beim Urteilen, Erinnern oder Wahrnehmen hat.

Diese Tendenzen sorgen dafür, dass wir in unserem Handeln, Denken oder Entscheiden auf bestimmte Art und Weise voreingenommen sind. Sie resultieren daraus, dass unser Gehirn versucht, die Informationen, mit denen wir konfrontiert sind, zu simplifizieren.

Andere Arten von kognitiven Verzerrungen sind der Hawthorne-Effekt, die soziale Erwünschtheit und der Bias-Blind-Spot.

Hawthorne-Effekt

Der Hawthorne-Effekt besagt, dass Personen ihr Handeln verändern, weil sie wissen, dass sie unter Beobachtung stehen. Er kann bei Teilnehmenden an wissenschaftlichen Experimenten vorkommen, deren Verhalten beobachtet wird. So ist ihr Verhalten unnatürlich.

Soziale Erwünschtheit

Beim Effekt der sozialen Erwünschtheit verändern Teilnehmende ihr Verhalten oder ihre Antworten bei Fragebogen, um ein positives Bild von sich selbst abzugeben.

Bias-Blind-Spot

Der Bias-Blind-Spot beschreibt einen Prozess, der bei allen unterschiedlichen Arten von Biases vorkommen kann. Der Bias Blind Spot ist, wenn wir fälschlicherweise annehmen, alle anderen würden zwar anfällig für Biases sein, uns jedoch könnte dies nicht passieren.

Häufig gestellte Fragen

Was ist ein Bias?

Ein Bias (z. B. soziale Erwünschtheit) ist eine Befangenheit oder Voreingenommenheit, die zur Verzerrung von Studienergebnissen führt. Dies sind systematische, oft unbewusste Tendenzen, die jeder Mensch beim Urteilen, Erinnern oder Wahrnehmen hat.

Diese Tendenzen sorgen dafür, dass wir in unserem Handeln, Denken oder Entscheiden auf bestimmte Art und Weise voreingenommen sind.

Welche Arten von Bias gibt es?

Verschiedene Arten von Bias sind der Confirmation Bias, der Hawthorne-Effekt, die soziale Erwünschtheit und der Bias-Blind-Spot.

Wann tritt der Confirmation Bias auf?

Der Confirmation Bias tritt in vielen Bereichen auf, so zum Beispiel in der Wissenschaft, in (politischen) Diskussionen oder in der eigenen Wahrnehmung.

Wie vermeide ich den Confirmation Bias?

Auf folgende Art und Weise kannst du versuchen, den Confirmation Bias zu vermeiden:

  • Mache dir den Confirmation Bias bewusst
  • Suche nach Informationen, die deine Meinung widerlegen
  • Stütze deine Argumentation auf Fakten
  • Sei offen für neue Sichtweisen

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Hasselbusch, L. (2023, 27. März). Confirmation Bias: Der Bestätigungsfehler und Beispiele. Scribbr. Abgerufen am 3. Dezember 2024, von https://www.scribbr.at/methodik-at/confirmation-bias/

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Linda Hasselbusch

Linda ist gerade in den letzten Zügen ihres Bachelorstudiums in Psychologie an der Universität Amsterdam und interessiert sich besonders für Sozialpsychologie. Ihr Interesse an der Forschung möchte sie gerne mit euch teilen, sodass ihr vielleicht auch Spaß daran findet.