Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring in 5 Schritten

Die qualitative Inhaltsanalyse dient zur systematischen Bearbeitung von Material, z. B. Texten, um die Forschungsfrage deiner wissenschaftlichen Arbeit zu beantworten. Dabei ist die qualitative Inhaltsanalyse Teil der empirischen Forschung und hilft neue Erkenntnisse zu gewinnen.

Bei der qualitativen Inhaltsanalyse können nicht nur Texte, sondern auch Musik oder Bilder können analysiert werden.

Philipp Mayring hat ein Modell entwickelt, an dem sich Studierende orientieren können. Wir fassen Mayrings Methode in 5 einfachen Schritten zusammen und zeigen dir, wann sich eine qualitative Inhaltsanalyse für deine Bachelorarbeit eignet.

Ziel der qualitativen Inhaltsanalyse

Die qualitative Inhaltsanalyse wurde entwickelt, um Texte und anderes Kommunikationsmaterial detailliert auszuwerten und damit ein Forschungsinteresse zu beantworten.

Es geht bei der qualitativen Inhaltsanalyse darum, anhand eher weniger Texte neue theoretische Überlegungen im Bereich deiner Forschungsfrage aufzustellen.

Besonders wichtig ist dabei, dass die Forschungsfrage genauestens formuliert ist, denn an ihr machst du deine Vorgehensweise für die qualitative Inhaltsanalyse fest.

Themen für die qualitative Inhaltsanalyse:

Mögliche Themen-Ideen für die qualitative Inhaltsanalyse könnten folgendermaßen aussehen.

  • Du könntest untersuchen, ob manche Themen mehr Aufmerksamkeit von den Medien erhalten als andere.
    Beispiel Forschungsfrage
    ‚Finden Berichterstattungen über Prominente mehr Platz auf den ersten Seiten deutscher Tageszeitungen als politische Berichterstattung?‘
  • Du kannst analysieren, wie viel über ein bestimmtes Thema berichtet wird.
    Beispiel Forschungsfrage
    ‚Wie viel berichten Berliner Radiosender in den morgendlichen Nachrichten über Entscheidungen des Senats?‘
  • Wie in einem Medium zu einer gegebenen Zeit über ein bestimmtes Thema berichtet wird, lässt sich anhand einer qualitativen Inhaltsanalyse ebenfalls gut untersuchen.
    Beispiel Forschungsfrage
    ‚Wie wurde zwischen 2007 und 2010 in amerikanischen Tageszeitungen über die Finanzkrise berichtet?‘

Qualitative Inhaltsanalyse vs. quantitative Inhaltsanalyse

Gegenteilig zur qualitativen Inhaltsanalyse verfährt die quantitative Inhaltsanalyse.

Die quantitative Inhaltsanalyse zielt darauf ab, eine begrenzte Anzahl an Merkmalen auf möglichst viele Fälle, z. B. Texte, anzuwenden. Es werden nur Merkmale berücksichtigt, die für die Beantwortung der konkreten Forschungsfrage relevant sind.

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Die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring

Der deutsche Psychologe Philipp Mayring hat ein allgemeines Ablaufmodell der qualitativen Inhaltsanalyse entwickelt. Dieses wird von vielen Unis als Basis für die Methode verwendet.

Möchtest du also eine qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring durchführen, kannst du dich an diese 5 vereinfachten Schritte halten:

  1. Material auswählen
  2. Richtung der Analyse festlegen
  3. Form der Inhaltsanalyse auswählen
  4. Ergebnisse interpretieren
  5. Gütekriterien sicherstellen

1. Material auswählen

Als Erstes solltest du entscheiden, welches Material am besten zu deiner Forschungsfrage passt. Das müssen nicht nur Texte sein, auch visuelle Medien oder Audiomaterial sind möglich.

Einige Beispiele sind:

  • Zeitungsartikel
  • Radiobeiträge
  • Lieder
  • Fernsehbeiträge
  • Forschungsberichte
Beispiel: Material auswählen
Du willst untersuchen, ob Berichterstattung über Prominente mehr Platz auf den ersten Seiten deutscher Tageszeitungen findet als politische Berichterstattung. Dafür wählst du drei bekannte deutsche Tageszeitungen als Untersuchungsmaterial aus – die FAZ, die Süddeutsche und die BILD.

2. Richtung der Analyse festlegen

Hier entscheidest du, wer oder was das Ziel deiner Analyse sein wird.

Deine Analyse kann die folgenden Richtungen untersuchen:

  • den Text selbst
  • den Textproduzenten
  • den Objektbereich
  • die Zielgruppe
  • den soziokulturellen Hintergrund des Texts
Beispiel: Richtung der Analyse
Du untersuchst die ersten Seiten der drei Tageszeitungen über einen bestimmten Zeitraum mit Fokus auf den Objektbereich, denn du möchtest herausfinden, worüber berichtet wurde.

3. Form der Inhaltsanalyse auswählen

Es gibt 3 Grundformen der qualitativen Inhaltsanalyse. Du solltest entscheiden, welche am besten zu deinem Forschungsinteresse passt:

Zusammenfassende Inhaltsanalyse: Hier wird das untersuchte Material auf einen überschaubaren Kurztext reduziert. Nur die wesentlichen Inhalte bleiben erhalten. Auf dieser Grundlage kann ein überschaubares Korpus des gesamten Materials geschaffen werden.

Die zusammenfassende Inhaltsanalyse ist besonders dann sinnvoll, wenn man an der inhaltlichen Ebene des Materials interessiert ist.

Explizierende Inhaltsanalyse: Diese Variante ist das Gegenteil der zusammenfassenden Inhaltsanalyse. Wenn es unklare Textbestandteile gibt, wird extra Material hinzugezogen, um Wissenslücken zu erklären. Du sammelst systematisch und kontrolliert Explikationsmaterial.

Strukturierende Inhaltsanalyse: Das Ziel der strukturierenden Inhaltsanalyse ist es, das Material unter vorher festgelegten Kriterien einzuschätzen. Hier muss ein Kodierleitfaden erstellt werden.

Beispiel: Form der Inhaltsanalyse
Du entscheidest dich für eine strukturierende Inhaltsanalyse, für die du einen Kodierleitfaden entwickelst. Die Grundlage für die Kriterien, die du im Kodierleitfaden festlegst, leitest du aus passender Literatur ab.

4. Ergebnisse interpretieren

Die Interpretation deiner Ergebnisse ist abhängig von der Form der Inhaltsanalyse, die du gewählt hast. In jedem Fall solltest du aber laut Mayring ein Kategoriensystem erstellen, in das du das Material einordnest.

Die Kategorien solltest du vor der Analyse erstellen und genau definieren, welche Bestandteile des Materials in welche Kategorien fallen.

Beispiele für die Kategorienbildung findest du in unserem Artikel zu der Auswertung einer Umfrage.

Beispiel: Ergebnisse interpretieren
In deinem Kodierleitfaden hast du festgelegt, was Artikel enthalten müssen, um in die Kategorie ‚Prominente’ oder in die Kategorie ‚Politik’ zu fallen. Die in der qualitativen Inhaltsanalyse untersuchten Artikel ordnest du nun dementsprechend ein.

5. Gütekriterien sicherstellen

Im fünften Schritt muss sichergestellt werden, dass deine qualitative Inhaltsanalyse die Gütekriterien der qualitativen Forschung erfüllt:

  • Transparenz: Die Transparenz beschäftigt sich damit, das eigene Vorgehen für die Leserschaft transparent zu machen. Wird wirklich gemessen, was gemessen werden soll?
  • Reichweite: Die Reichweite bezieht sich auf die Reproduzierbarkeit der qualitativen Inhaltsanalyse. Ist deine qualitative Inhaltsanalyse bei erneuter Durchführung reproduzierbar?
  • Intersubjektivität: Die Intersubjektivität schließt zu große Subjektivität in deiner qualitativen Inhaltsanalyse aus. Können zu große subjektive Einflüsse ausgeschlossen werden?
Beispiel: Gütekriterien sicherstellen
Die Transparenz wird gewährleistet, indem für die Leserschaft klar kommuniziert wird, welche 3 Tageszeitungen behandelt werden und warum.

Die Reichweite stellst du sicher, indem du dieselben Kodierleitfaden und dieselben Kategorien für alle ausgewählten Zeitungen anwendest.

Deine Forschung ist intersubjektiv, wenn eine andere Person dieselbe Inhaltsanalyse mit den gleichen bzw. ähnlichen Ergebnissen durchführen könnte.

Um die Reliabilität deiner Forschung zu gewährleisten, hast du denselben Kodierleitfaden und dasselbe Kategoriensystem auf alle Artikel angewandt.

Vorteile

  • Die Inhaltsanalyse ist eine transparente Methode. Du kannst regelgeleitet und nach 5 klaren Schritten vorgehen.
  • Du bist nicht auf die Kooperation von Teilnehmenden angewiesen.
  • Die Methode ist sehr flexibel und kann auf eine Vielzahl von verschiedenen Inhalten angewendet werden.

Nachteile

  • Die Qualität der Inhaltsanalyse hängt von den Inhalten ab, die du untersuchst: Sind diese relevant, authentisch, glaubwürdig und repräsentativ?
  • Es ist schwierig, Warum-Fragen mit einer Inhaltsanalyse zu beantworten. Es wird viel spekuliert.
  • Es ist fast unmöglich, einen komplett objektiven Kodierleitfaden zu entwickeln.

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Checkliste: Qualitative Inhaltsanalyse

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Die Informationen zur qualitativen Inhaltsanalyse als Präsentation nutzen

Wir haben alle relevanten Informationen zur qualitativen Inhaltsanalyse noch einmal in einer Präsentation zusammengefasst.

In dieser wird erklärt, was eine qualitative Inhaltsanalyse ist und wofür sie verwendet wird. Außerdem werden die 5 Schritte nach Mayring Schritt für Schritt mit Beispielen vorgestellt.

Die Präsentation kann jederzeit für die Aufbereitung des Themas in der Universität oder in anderen Lehrveranstaltungen genutzt werden.

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Häufig gestellte Fragen

Was ist eine qualitative Inhaltsanalyse?

Die qualitative Inhaltsanalyse ist die systematische Bearbeitung von Material, um die Forschungsfrage deiner wissenschaftlichen Arbeit zu beantworten. Nicht nur Texte, sondern auch Musik oder Bilder können analysiert werden.

Warum sollte ich eine qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring durchführen?

Die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring ist transparent, du bist nicht auf die Kooperation von Teilnehmenden angewiesen und die Methode kann auf viele verschiedene Inhalte angewendet werden.

Wie führe ich eine qualitative Inhaltsanalyse durch?

Anhand der Ausführung von Philipp Mayring haben sich 5 Schritte für die qualitative Inhaltsanalyse etabliert:

  1. Material auswählen
  2. Richtung der Analyse festlegen
  3. Form der Inhaltsanalyse auswählen
  4. Ergebnisse interpretieren
  5. Gütekriterien sicherstellen

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Pfeiffer, F. (2018, 02. Oktober). Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring in 5 Schritten. Scribbr. Abgerufen am 22. November 2024, von https://www.scribbr.at/methodik-at/qualitative-inhaltsanalyse/

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Franziska Pfeiffer

Franzi hat ihren Bachelor in Publizistik und Kommunikation in Berlin abgeschlossen und steht nun kurz vor dem Masterabschluss. Sie kennt sich besonders gut mit den verschiedenen Forschungsmethoden aus und schreibt leidenschaftlich gerne Artikel, die anderen Studierenden zum Abschluss verhelfen.